Und die Killerphilosphie des Jahres heißt…

Bildquelle: PixabayUnsere Welt wird seit Monaten von Erschütterungen heimgesucht, und zu viele davon haben einen religiös motivierten Hintergrund. Eine Woche nach „Charlie“ lässt es mich als Frömmling nicht kalt, dass der Glaube an einen Gott auf diesem Planeten scheinbar die schlimmsten Verbrechen provoziert und das grösste Leid hervorruft.

 

Es lässt mich auch nicht kalt, dass Religionen oft angegriffen und gerne wegen ihrer Dogmen und Verhaltensregeln kritisiert oder verlacht werden. Und zwar nicht, weil ich mit Kritik nicht umgehen kann, sondern weil dabei vergessen wird, dass unser Leben auch ohne Religion von Glaubenssätzen geprägt ist. Und die können so vernünftig und unvernünftig wie jedes Glaubensdogma sein. Zudem habe ich mich für meinen Glauben und seine Grundsätze entschieden. Die heimtückischsten Dogmen sind aber diejenigen, die unsere Welt durchdringen und so stark mit ihr verwoben sind, dass wir sie von ihr nicht trennen können.

Der Götze, der unser Zeitalter regiert und unter dessen Herrschaft wir fast alle aufgewachsen sind, regiert in unseren Breitengraden schon so lange, dass seine Prinzipien in unsere DNA übergegangen sind. Seine Gedankenwelt hat über die Jahre und Jahrzehnte einen weitaus grösseren Schaden an Mensch, Tier und Umwelt angerichtet, als es alle Religionen zusammen in dieser Zeitspanne fertig gebracht haben. Und auch er arbeitet mit Glaubenssätzen.

„Genug gibt es nicht.“
„Mehr ist besser.“
„Was neu ist, ist immer besser.“
„Was nichts kostet, ist nichts wert.“
„Wenn ich damit kein Geld verdiene, ist es keine richtige Arbeit.“

Der Schaden, den diese Glaubenssätze anrichten, beginnt bei unserem Selbstverständnis: wenn ich glaube, dass ich nur so viel wert bin, wie ich der Gesellschaft nütze und in ihr verdiene, und nur dazugehöre, wenn ich mir all das kaufen kann, was mir als „must have“ angepriesen wird, kann ich nur verlieren. Schaffe ich es und gehöre „dazu“, drehe ich im Rad des immer mehr haben Müssens, Leistens, Verdienens. Schaffe ich es nicht, werde ich an den Rand gedrängt und aussortiert. Der einzelne verkrüppelt und wird auf ein kleines Rädchen in der Maschinerie reduziert.

Gleichzeitig zerstört diese Gedankenwelt mit ihren Auswüchsen und Konsequenzen nach und nach unseren Planeten und zieht alles, was darauf lebt, in Mitleidenschaft. Die heiligsten Gebote heissen Wachstum um jeden Preis, Gewinnmaximierung und Kostenreduktion, und ihnen wird alles geopfert, weil in unseren Köpfen die Überzeugung verankert ist, dass wir nur mit dieser Art „Wachstum“ weiterkommen.

Wenn ich mir vor Augen führe, wie unsere Planet gebrandschatzt und ausgebeutet wird; wenn ich aufrechne, wie viele Opfer an Menschenleben, Menschenseelen, Wunden und Verlusten in der Tier- und Pflanzenwelt zu verzeichnen sind, damit ein paar grosse Konzerne ihre Gewinne maximieren können, scheint mir der Preis für die effizienteste Killerphilosophie des Jahres auf Jahrzehnte vergeben.

Eine fundamentale Änderung ist nicht in Sicht – die Schaltzentralen unserer Welt stecken zu stark in den Krallen dieses Wachstumskapitalismus. Veränderung kann nur von unten kommen. Und sie kommt – in kleinen Gruppen mit Initiativen, die die kommunikativen Möglichkeiten unseres Zeitalters nutzen, um den Menschen den Wahnsinn dieser Denkmuster vor Augen zu führen und ihnen neue Wege aufzuzeigen. Eine dieser Initiativen kommt aus Amerika, dem ursprünglichen Taktgeber dieses Wirtschaftswahns. Dieses erhellende Video macht mir Hoffnung, dass es Menschen gibt, die etwas begriffen haben, und es ermutigt mich. (Die erhellenden Minuten zum Thema „Konsum“ finden sich zwischen 10:10 und 17:00).

Ich will das meinige tun, damit etwas anders wird, ohne mir zu grosse Illusionen zu machen. Die Menschen und ihre Natur (auch meine natürlich) realistisch zu sehen und dennoch daran zu glauben und sich dafür einzusetzen, dass eine bessere Welt hier auf Erden möglich wird, ist ein herzzerreißender Spagat, aber für mich der einzige Weg.

Meine Verankerung im Glauben gibt mir die Kraft für diesen Spagat. Ich bin überzeugt, dass unser Leben auf dieser irdischen Plattform nicht endet, sondern weitergeht, und dass Gott diese Welt wiederherstellen wird. Für Menschen, die diese Vorstellung ablehnen, ist es ein Glaube für die Schwachen, genauso wie der Glaube an das Kreuz eine Torheit ist. Aber dieser Glaube bekräftigt mich, meinen Teil dazu zu tun, dass schon in unseren Tagen etwas von dieser Veränderung sichtbar wird.

Was im Namen der Religion auf Erden angerichtet wird, ist oft abscheulich, und ich wünsche mir nichts mehr, als dass das aufhört. Ich wünsche mir aber auch, dass wir uns bewusster werden, dass auch eine Gedankenwelt ohne Gotteslabel uns prägen und grausame Auswirkungen auf uns und das Leben auf unserem Planeten haben kann. Ich wünsche mir, dass wir uns bewusster werden, was wir so alles glauben und was diejenigen, die von der herrschenden Philosophie am besten leben, uns glauben machen wollen.

Und genau darum bin ich meinem Gott für seine Aussagen dankbar. Wenn ich ein Heilmittel gegen giftige Einflüsterungen und Glaubenssätze brauche, finde ich in seinem Wort mehr als genug. Es zeigt mir den Menschen als geliebtes Geschöpf – wertvoll, einzigartig, unabhängig davon, was er in dieser Gesellschaft für einen Status hat und wie hoch seine Kaufkraft ist. Es weist dem Menschen die Verantwortung für diesen Planeten zu, für den Schutz und den nachhaltigen Umgang mit allem, was darauf lebt. Es lehrt uns, dass wir einander unterstützen sollen, damit alle genug haben; es ermutigt uns, nicht dem irdischen Tand nachzujagen, sondern Gottes Reich an die erste Stelle zu setzen und darauf zu vertrauen, dass er uns mit dem Rest versorgt.

Und damit macht sein Wort uns frei – auch von der designierten Gewinnerin des diesjährigen Preises für die effizienteste Killerphilosophie.

Was sagst Du zu meinem kleinen „Rant?“ Kommunismusalarm? Birkenstock-Gefasel? Oder stimmst Du mir zu? Ich freue mich auf Deinen Kommentar!

4 Comments

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  1. Ein ganz ganz toller und wichtiger Artikel! Mein Mann und ich setzen uns mit Themen wie Nachhaltigkeit, Natur und Konsum ziemlich auseinander. Diese Themen beeinflussen unsere alltäglichen Entscheidungen, unsere Ernährungsweise und unser Kaufverhalten. Wir wollen ganz bewusst mit unserem Lebensstil unseren Kindern zeigen, dasss wir nicht nur unseren Schöpfer lieben, sondern auch seine Schöpfung lieben und achten wollen. In der Praxis sieht es so aus, dass wir materiell gesehen bewusst minimalistisch leben und unseren Fokus auf die wirklich wichtigen Dinge richten: Familie, Freunde, Gemeinde, Nächstenliebe etc. Wir wollen in Menschen investieren und nicht in Konsumgüter und wir wollen hinterfragen wie unsere Nahrungsmittel und Kleidung hergestellt werden. Ich denke, dass wir als Christen da eine große Verantwortung haben und durch unsere Lebensweise Zeichen setzen sollten.

    • Vielen Dank für das nette Feedback – und Respekt, wie Ihr das handhabt! Ich möchte da auch noch mehr machen und glaube auch, dass wir da gefordert sind, und gegen den „Kurs“ zu stemmen 🙂 Euer Beispiel inspiriert mich!

  2. Wie du dir sicher denken kannst, sehe ich das ganze nicht so düster. Das Streben nach wirtschaftlichem Erfolg hat auch ganz viel positive Folgen für die Gesellschaft. Der technische Fortschritt erlaubt es uns eine viel größere Anzahl von Menschen als früher mit Lebensmitteln zu versorgen, die Menschen müssen weniger hart und weniger lang arbeiten. Entwicklungen in der Medizin erhöhen die Lebenserwartung massiv, früher war die Kindersterblichkeit sehr hoch, auch bei uns, Menschen starben an Krankheiten, die heute leicht zu behandeln sind. Die ganzen Errungenschaften unseres Sozialstaats sind erst möglich und finanzierbar durch den wirtschaftlichen Erfolg, wer sorgt für die Schwachen, wenn jeder nur gerade so viel leistet, dass es für sein Überleben reicht? Der Homo oeconomicus hat ein Interesse daran, mit den Ressourcen sparsam umzugehen, er weiß, dass gesunde, zufriedene Menschen besser arbeiten. Damit möchte ich die Auswüchse und Fehlentwicklungen des Kapitalismus keinesfalls schönreden. Die wirtschaftlichen Prinzipien in Bereichen wie dem Waffen-, Drogen- oder Menschenhandel haben verheerende Folgen. Ein Kapitalismus ohne Begrenzungen und klare Leitplanken brauchen wir auf gar keinen Fall. In deine „Berechnung“ müsstest du aber die durch den technischen und medizinischen Fortschritt „Geretteten“ miteinbeziehen. Im Gegensatz zu den Glaubenssätzen der Religionen sind die von dir genannten Glaubenssätze des Kapitalismus nicht in Stein gemeißelt, das System ist lernfähig und wandelbar, diese Eigenschaften vermisse ich doch sehr bei den Religionen aber auch beim Kommunismus.

    • Liebe Sincera, natürlich hat unser Wirtschaftssystem nicht nur Schattenseiten – da gebe ich Dir durchaus recht. Ich möchte medizinische und technische Errungenschaften in dem Sinn auch nicht missen; es liegt in der Natur des Menschen, dass er den Dingen auf den Grund gehen will. Heute können wir aber medizinisch und technisch so viel, dass wir uns auch ethische Fragen darüber stellen müssen, ob wir das auch alles tun sollen, was wir tun könnten. Der „homo oeconomicus“, dem Du so viel gesunden Menschenverstand zutraust, dem traue ich etwas weniger. Es scheint logisch, dass gesunde und zufriedene Menschen besser arbeiten – und ja, es gibt Firmen, die solche Wege gehen, von daher habe ich Hoffnung. Dasselbe gilt für den Umgang mit den Ressourcen – es macht Sinn, dazu Sorge zu tragen, auch als Unternehmen. Mein Eindruck ist aber, dass diese logischen Überlegungen von der Gier nach grösseren Gewinnen und vom Druck auf dem Markt regelmässig an die Wand gedrückt werden. Ich hoffe aber auch auf ein Umdenken und gebe die Hoffnung nicht auf.
      Was die Unwandelbarkeit von Glaubenssätzen bei Religionen angeht: Ich bin überzeugt, dass diejenigen Sätze meines Glaubens, die „in Stein gemeisselt“ sind, lebensbejahend und wertschöpfend sind und daher auch die Berechtigung haben, in alle Ewigkeit Bestand zu haben. Daneben gibt es aber auch viele Nebensätze, die mal gut und mal schlecht interpretiert werden, an denen aber festgehalten wird, als ob sie den gleichen Status hätten. Hier ist nach meiner Auffassung der Heilige Geist gefragt, der in jedem Christen wohnt und uns helfen soll, zu erkennen, was Sinn macht und was nicht, welche Sätze wörtlich zu nehmen sind und welche nicht. Nicht umsonst heisst es in der Bibel: „Der Buchstabe tötet, aber der Geist macht lebendig.“ Das ist natürlich viel herausforernder und schwieriger, als einfach nach schwarz und weiss einzuteilen und zu sagen: „Hier steht xy, Du elender Sünder. Aber es hat ja niemand gesagt, das Christenleben sein ein Ponyhof 🙂

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