Sahara_Crash_-1935-_copyright_free_in_Egypt_3634_StEx_1_-croppedIn drei Tagen jährt sich das Ende des Zweiten Weltkriegs in Europa. Dass dieses Jubiläum ansteht, kann man zurzeit nicht übersehen: Wenn man den Fernseher anmacht, laufen auf allen Kanälen Sendungen über das Dritte Reich und den Krieg. Vergangenen Sonntag habe ich in die „Bilanz“-Serie über Hitler hineingeschaltet, und die Originalaufnahmen von Tod und Verwüstung, Gewalt und unsäglicher Grausamkeit haben mich tief getroffen.

Continue reading

Sahara_Crash_-1935-_copyright_free_in_Egypt_3634_StEx_1_-croppedIn drei Tagen jährt sich das Ende des Zweiten Weltkriegs in Europa. Dass dieses Jubiläum ansteht, kann man zurzeit nicht übersehen: Wenn man den Fernseher anmacht, laufen auf allen Kanälen Sendungen über das Dritte Reich und den Krieg. Vergangenen Sonntag habe ich in die „Bilanz“-Serie über Hitler hineingeschaltet, und die Originalaufnahmen von Tod und Verwüstung, Gewalt und unsäglicher Grausamkeit haben mich tief getroffen.

 

 

Obwohl es seit diesen Grausamkeiten immer wieder zu Völkermorden gekommen ist, gelten die Verbrechen am jüdischen Volk und an anderen Minderheiten während des Dritten Reiches immer noch als düstere Spitze des unfassbar Bösen, und noch heute lassen sie uns mit einem Gefühl der Ohnmacht, des Horrors und einer ratlosen Ungläubigkeit zurück.

Wie kann sich der einzelne dermaßen aufhetzen lassen, dass er seinen Mitmenschen so etwas antut oder tatenlos dabei zusieht? Wir wissen es nicht, und wenn wir uns heute umsehen, finden wir genug Beispiele rund um den Globus, die die gleichen Fragen aufwerfen und uns erneut verzweifeln lassen.

Dennoch denke ich heute daran, dass auch in diesen dunklen Zeiten Blumen der Menschlichkeit blühen durften. Ich denke an den Industriellen Oskar Schindler, der viele Juden vor der Deportation gerettet hat, oder an den St. Galler Polizisten Paul Grüninger, der durch die Vordatierung ihrer Einreisevisa mehreren hundert Juden und anderen Flüchtlingen die Einreise in die Schweiz ermöglichte. So wurde auch damals das Böse immer wieder mit Gutem überwunden.

Der Pilot und Schriftsteller Antoine de St. Exupéry, der vor allem durch seine Fabel vom „Kleinen Prinzen“ berühmt wurde, hat auch viele seiner Kriegserlebnisse in Worte gefasst und sich Gedanken über die Welt, die Menschen, die Liebe und Gott gemacht. In seinem Werk „Terre des hommes“, das Anfang 1939 erschien, traf er unheimlich genau den Nerv der Zeit und blickte in die kommende düstere Zukunft:

„Wir alle fühlen mehr oder minder deutlich eine Sehnsucht nach der wirklichen Geburt. Aber uns drohen trügerische Lösungen. Man kann die Menschen ja auch aufwecken, indem man sie in Uniformen steckt. Dann singen sie ihre Kampflieder und teilen ihr Brot als Kameraden miteinander. Dann meinen sie gefunden zu haben, was wir suchen, das Allverbindende. Aber an dem Brot, das man ihnen bietet, müssen sie sterben.“

Im gleichen Werk verbindet er den Menschen und sein Schicksal mit dem seines Nächsten und schreibt:

„Menschsein heißt verantwortlich sein. Scham empfinden beim Anblick einer Not, auch wenn man augenscheinlich nicht schuld an ihr ist. Stolz sein auf den Erfolg, den die Kameraden errungen haben. Das Gefühl haben, dass der Stein, den man setzt, mitwirkt am Bau der Welt.“

Mir begegnet in St. Exupérys Texten sein Glaube, sein Wissen um die Vergänglichkeit des Materiellen und seine tiefe Überzeugung, dass der Mensch nur in seiner Verbindung zu anderen Menschen seine Bestimmung erfüllt. Und vielleicht ist dieser letzte Punkt der Schlüssel, mit dem das Leid in unserer Welt bekämpft werden kann.

Ideologien wie das Nazitum schaffen es immer wieder, dem Fremden, dem „anderen“, das menschliche Gesicht zu entreißen und ihn zu einem Tier oder gar einer Sache zu degradieren. Und wenn ich den anderen erst einmal nicht mehr als Mitmenschen, sondern als Tier oder als Sache sehe, interessiert mich sein Schicksal nicht mehr. Jedes Mitgefühl stirbt und weicht Gleichgültigkeit oder Hass .

Doch was schon John Donne in seinem Gedicht „Niemand ist eine Insel“ geschrieben hat, gilt: wir Menschen sind miteinander verbunden, und das Leid des anderen ist auch mein Leid. Wenn wir uns das bewusster machen und den Bruder im anderen sehen, wird uns auch sein Wohl mehr am Herzen liegen, wird sein Leid uns bewegen, und wir werden danach handeln.

Dafür müssen wir nicht alle nach Afrika reisen, um Brunnen zu bauen – es gibt in unserem Umfeld genug Menschen, denen ein freundlicher Blick, ein Wort oder eine Hilfestellung wieder zeigen würden, dass sie nicht allein sind. Und je mehr wir den anderen als Mitmenschen sehen, desto immuner sind wir gegen Hassideologien und Versuche, andere zu einer Sache zu machen.

Ich bin keineswegs der geborene Menschenfreund und Kümmerer – ich bin eigenbrötlerisch veranlagt und drehe  mich oft um meine eigene Achse. Aber wenn ich mich an die dunklen Tage vor 70 Jahren erinnere, will ich es mir zum Ziel machen, in jedem Menschen – egal, woher er kommt oder wie viel wir gemeinsam haben – den Bruder und die Schwester zu sehen, dessen Schicksal mich nicht kalt lassen darf.

Und ich erinnere mich daran, dass auch für St. Exupéry diese Verbindung zwischen den Menschen ihren Ursprung in Gott hatte.

„Jahrhundertelang hat meine Kultur durch die Menschen hindurch Gott betrachtet. Der Mensch war nach dem Ebenbild Gottes geschaffen. Man achtete Gott im Menschen. Die Menschen waren Brüder in Gott. Dieser Abglanz Gottes verlieh jedem Menschen eine unveräusserliche Würde. Die Beziehungen des Menschen zu Gott begründeten ganz klar die Pflichten eines jeden gegenüber sich selbst und dem Nächsten (…) Die innere Schau Gottes machte die Menschen gleich, weil gleich in Gott…Gleichheit ist nur noch ein sinnloses Wort, wenn nichts vorhanden ist, worin sich diese Gleichheit knüpfen lässt.“
(Pilote de guerre).

Eigentlich wollte ich das 100. Blogpost für eine besondere Ankündigung verwenden, aber diese Gedanken haben sich dazwischen geschoben. Daher verschiebe ich meine News auf den nächsten Beitrag. Ihr dürft gespannt sein…!

newspapers-444448_1280In unseren Breitengraden muss man nicht viel befürchten, wenn man sich zu Jesus bekennt – der Kopf bleibt in der Regel dran. Trotzdem kann der Schritt an die Öffentlichkeit je nachdem einigen Wirbel verursachen, wie der Fall von Daniel Boecking zeigt – seines Zeichens stellvertretender Chefredaktor der „Bild“-Zeitung.

Bildquelle: Pixabay

In seinem Artikel „Warum ich mich heute als Christ outen will!“ hat Boecking sich vor einigen Tagen zu seinem Glauben geäußert und dabei unter anderem geschrieben, dass die ISIS-Thematik ihn dazu bewogen hat, öffentlich zu seinem Christsein zu stehen.

Seine Aktion hat die verschiedensten Reaktionen provoziert – Freude, Respekt, aber auch eine Menge Kritik und Häme. Auf Twitter wurde Boecking gefragt, worin der Mut bestehen solle, sich in einem Land als Christ zu outen, in dem man weder mit Verfolgung noch mit sonstiger Ächtung rechnen müsse. Wieder andere schrieben spöttisch, da sei einer offenbar nach 15 Jahren bei der „Bild“ plötzlich Christ geworden, und einige waren der Meinung, dass Boecking seinen Mut besser darin beweisen würde, dass er seine Stelle kündige.

Ich kann diese Argumente verstehen. Aber ist diese Häme wirklich die richtige Art, auf den Artikel zu antworten? Sicher ist es ebenso übertrieben, Boecking gleich in den Olymp der hehren Glaubensstreiter zu befördern, aber es sollte auch noch etwas dazwischen geben.

Als ich den Link zu besagtem Artikel das erste Mal gesehen habe, habe ich ihn ignoriert, weil ich fand, das könne ja nichts sein, wenn es in der „Bild“ steht. Dann wurde der Artikel von einer Kollegin gelobt. Ich beschloss, mir selbst ein Bild zu machen, und fand Boeckings Worte sehr nahbar und authentisch. Und was den Mut betrifft: der Mann wird auch mit den negativen Reaktionen, die ihm jetzt entgegenschlagen, gerechnet haben. Unter diesem Aspekt war es eben doch mutig, in seiner Position einen so persönlichen Artikel zu veröffentlichen.

Finde ich es gut, dass ein bekennender Christ als stellvertretender Chefredaktor bei der „Bild“ arbeitet? Kann ich es nachvollziehen? Zweimal nein. Für mich passt es nicht zusammen. Trotzdem lese ich im Artikel von Boecking den aufrichtigen Wunsch, Menschen Gottes Liebe erfahrbar zu machen. Dass er dazu sein Blatt und dessen Reichweite nutzt, finde ich immer noch genial.

Und nur so nebenbei: sind wir wirklich alle so integer, wie wir gern sein wollen? Stimmt bei uns jede Handlung mit dem überein, woran wir glauben? Wir wollen das, und wir streben danach, aber es gelingt uns nicht immer. Ich zähle Integrität zu den höchsten Werten in meinem Leben, und ich hasse es, diesen Wert zu verletzen. Dennoch kommt es vor. Daher gehe ich lieber daran, meine eigenen Wertediskrepanzen aufzuspüren, als mich aufs hohe christliche Ross zu schwingen und mit dem ethischen Vorschlagshammer auf einen gutgemeinten, gut geschriebenen und berührenden Text einzuprügeln.

Vielleicht kündigt Boecking ja mal seine Stellung. Vielleicht ist dieser Artikel der erste Schritt in einem Lebensprozess. Vielleicht sieht er das auch alles ganz anders und lässt uns einmal an seiner Sicht teilhaben. Egal Reverse Phone Lookup , was davon eintrifft, danke ich ihm hier und jetzt noch einmal für seine Worte. Mögen sie in den Herzen vieler Menschen etwas bewegen und andere Christen ermutigen, ebenfalls „unverschämt“ zu ihrem Glauben zu stehen und sich an das zu erinnern, was Boecking so ausgedrückt hat:

„Wieder und wieder werden wir in der Bibel aufgefordert, uns frei und ohne Angst zu Gott und Jesus zu bekennen. Und damit zu den Grundpfeilern der guten Nachricht: zu Liebe, Barmherzigkeit und Vergebung. Auch dieses offene Bekenntnis ist eine Tat und der beste Anfang.“
(Quelle: „Bild“ Online)

Hast du den Artikel gelesen, und was hältst Du davon? Findest Du Boeckings Aktion heuchlerisch, stark oder weder noch? Ich freue mich auf Deinen Kommentar!

SechselaeutenVergangenen Montag fand in Zürich das traditionelle „Sechseläuten“ mit seinem Zug der Zünfte und der „Böögg“-Verbrennung statt. Dabei wissen die wenigsten, die den Anlass besuchen und die prächtigen Bilder in sich aufnehmen, dass auf diesem Platz vor 70 Jahren Kartoffeln geerntet wurden. Verantwortlich dafür war ein Mann aus Bern, dem ich dieses heutige Post über Persönlichkeiten des Zweiten Weltkriegs widmen möchte.

Continue reading

Gestern hat Lee Strauss auf ihrem Blog die Entstehungsgeschichte unserer Zusammenarbeit erzählt. Ihr könnt sie unter diesem Link bei ihr nachlesen. Für diejenigen, die nicht so gut Englisch können, erzähle ich gern, wie es dazu kam.

Bild LeeLee ist eine Kanadierin der 4. Generation mit deutschen Wurzeln, ist in Chicago aufgewachsen und hat deshalb auch einen amerikansichen Pass. Sie ist eine erfahrene Selfpublisherin und schreibt mit grossem Erfolg Romane für Jugendliche und junge Erwachsene. Dabei hat sie eine besondere Vorliebe für Dystopien, also Science Fiction, hat aber auch eine Serie namens „Minstrel Series“ veröffentlicht, die im Singer/Songwriter Milieu spielt.

Continue reading

Am 8. Mai jährt sich das Ende des Zweiten Weltkriegs zum 70. Mal, und am gleichen Tag erscheint der historische Jugendroman „Gefährliche Zettel – Vom Jungen zum Mann im Dritten Reich“ von Lee Strauss, den ich ins Deutsche übersetzen durfte. Als Auftakt zu dieser Veröffentlichung stelle ich Euch in einigen Posts Menschen aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs vor, zu denen ich einen besonderen Bezug habe oder die mich beeindruckt haben.

Continue reading

Angst Pixabay kleinVor einer Woche habe ich meine erste Konzertlesung gehalten. Es war eine spannende Erfahrung mit einigen heiteren Momenten, da das „gleichzeitige“ Lesen, Singen und Gitarre spielen ein paar logistische Herausforderungen mit sich bringt.

 

Wie jongliere ich Buch, Notizen, Gitarre, Kapodaster und Plektron, ohne mich zu verheddern oder die Hälfte herunterfallen zu lassen? Wie komme ich an die Trinkwasserflasche, wenn mein Stuhl zu hoch ist, um sie vom Boden aufzuheben? Ich hatte das zwar zuhause geübt, aber nicht beachtet, dass ich einen Teil meiner Ware auf den Barstuhl neben mir gelegt hatte, der dann leider fehlte.

Ungeachtet dieser kleinen Tücken war es ein gelungener Abend. Das kleine, aber feine Publikum ging mit, die Abläufe klappten mit wenigen Ausnahmen, Stimmung und Feedbacks waren sehr gut. Als ich am Folgetag zufrieden mit der Welt und mir etwas fantasierte, wie es wohl wäre, vor vollbesetzten Rängen zu spielen, holte mich ein ungeliebter Gast aus der Vergangenheit ein.

Vor einer bestimmten Art Erfolg habe ich Angst. Nicht vor dem Platz auf einer Bestsellerliste – immer her damit, I dare to dream! Aber ich habe ein seltsames Verhältnis zu „Ruhm“ und offensiver Bewunderung. Ich fühle mich leicht unwohl, sobald sich die Aufmerksamkeit allein auf mich konzentriert und vor allem, wenn ich mit enthusiastischen Kommentaren konfrontiert werde. Anstatt sie zu genießen, verspüre ich den Drang, mir eine dunkle Ecke zu suchen und erst wieder herauszukommen, wenn alle weg sind.

Ich weiß, dass das zum Teil mit meiner Introvertiertheit zusammenhängt – unter vielen Menschen zu sein und mich ihnen zu widmen, kostet mich Kraft, und am liebsten beobachte ich das Geschehen aus einer sicheren Distanz. Aber ich realisiere auch, dass mich diese Angst wie eine ungesunde Schranke daran hindert, befreit mein Bestes zu geben. Und als ich versuchte, dieser Angst auf den Grund zu gehen, landete ich bei Sätzen, die tief in mir abgespeichert sind und sich in solchen Situationen zu Wort melden.

Du darfst nicht „strahlen“, dich „feiern lassen“ und dich daran freuen.
Wage es ja nicht – sonst folgt die Strafe auf dem Fuß.

Ich konnte nicht eruieren, woher diese Sätze kommen, aber mir wurde bewusst, dass sie mich davon abhalten, mich selbst zu sein. Mit meinen Gedanken noch ganz bei diesen Fragen hörte ich am Sonntag im Gottesdienst eine Predigt, die sich um ein ähnliches Thema drehte: das Original, das Gott mit jedem von uns geschaffen hat, und das entstellte Bild, das wir von uns haben und oft auch leben. Nach der Predigt wandte sich die Frau neben mir plötzlich an mich. Wir kannten uns nicht, aber sie erzählte mir, dass sie ein Bild vor sich gesehen habe, das mit diesem Original zu tun habe, und sie glaube, dass es für mich sei.

Menora PixabayEs war das Bild eines Leuchters, einer siebenarmigen „Menora“, wie sie die Israeliten auf Gottes Geheiß in der Wüste für das Stiftszelt angefertigt haben und später in Jerusalem in den Tempel neben die Bundeslade stellten.

Die genaue Bedeutung der Menora lässt sich nicht so einfach erfassen. Doch das Bild des Leuchters hat mich tief berührt und mir Mut gemacht, die diffusen Ängste vor einer Bestrafung für meinen Platz im „Rampenlicht“ und in den Herzen von Menschen endlich hinter mir zu lassen und sein Bild von mir anzunehmen. Dieses Bild fordert von mir, mein Licht nicht unter den Scheffel zu stellen, sondern auf einen Schemel, wo es gesehen wird.

Manchmal will ich mich nicht auf diesen Schemel stellen, weil ich Angst habe, dass man dann auch die weniger schönen Seiten sieht – Schwächen und Unzulänglichkeiten, Narben und Wunden, wie sie jedes Leben mit sich bringt. Dann denke ich an Stephen Kings „Talisman“ und an seinen jungen Helden Jack Sawyer, der von einer Küste Amerikas zur anderen wandert, um den Talisman zu finden und seiner krebskranken Mutter das Leben zu retten. Er taucht dabei in eine andere Welt ein, übersteht Gefahren und beweist Mut und Charakter. All diese Erlebnisse hinterlassen ihre Spuren in ihm und lassen ihn „innerlich leuchten“, aber Jack kann dieses Leuchten verbergen und tut das meistens auch. Doch in einer Notsituation setzt er es ein – und der Mensch, der ihn so sieht, ist überwältigt. Er sieht einen müden, schmutzigen Jungen, aber er sieht auch eine innere Schönheit, die durch den Schmutz noch stärker zur Geltung kommt.

Das Licht, das ich leuchten lasse, sind erst in zweiter Linie meine Begabungen und Talente. Zuallererst ist es Gottes Gegenwart, die in mir wohnt und sich in der Form dieses Lichts zeigt. Und dass sein Wohnsitz ein paar Mängel hat, lässt das Licht eher mehr als weniger strahlen.

Funkenregen PixabayMeine Erfahrungen und Unzulänglichkeiten sind Glasscherben, in denen sich Gottes Gegenwart spiegelt und vervielfältigt und zum Funkenregen wird, der sein Licht in alle Richtungen aussendet. Auch ich kann dieses Licht verbergen. Aber ich will mich von der gedanklichen Umklammerung entstellender Sätze befreien und das Licht leuchten lassen.

Und wenn es mir schwer fällt, denke ich einfach daran, dass es im Grunde sein Licht ist, das er in seinem neuen Tempel leuchten lässt.

Vielleicht lebst Du auch mit Sätzen, die Dich hindern, Dein „Originaldesign“ zu sehen und zu leben. Dann möchte ich Dir Mut machen: Gott will sein Original wieder sehen und wird nicht aufgeben, bis er es wieder in „alter Schönheit“ vor sich hat.

INTJ 2Als introvertierte Seelengrüblerin habe ich früher alles Mögliche unternommen, um dahinter zu kommen, wer ich wirklich bin. Einige Jahre war ich ein Astrologie-Crack und lächelte mitleidig über die Minderbemittelten, die das Wochenhoroskop lasen. Ich befasste mich mit Aszendenten und Häusern und sah je nach Planetenkonstellation ängstlich oder erfreut in die Zukunft.

Als ich gläubig wurde, verabschiedete ich mich radikal von allem „Eso-Kram“ inklusive meiner Bücher über Astrologie. Mein Bedürfnis, Entscheidungen von irgendwelchen Sternenbewegungen abhängig zu machen, war verpufft – nicht aber mein Wunsch, mehr über mich selbst zu erfahren. So habe ich mit Hilfe verschiedenster Systeme immer wieder Neues über mich gelernt. Vor kurzem erst bin ich auf den schon älteren Myers-Briggs Typenindikator gestoßen und habe herausgefunden, dass ich einer der eher seltenen INTJs bin.

Ein zugegebenermaßen leicht abschreckendes Bild eines INTJs ist Sheldon Cooper aus „Big Bang Theory“, mit dem ich leider einiges gemein habe (der Ordnungsfimmel gehört nicht dazu). Andere, angenehmere Beispiele sind die Schriftstellerin Jane Austen, ihre literarische Kreation Mr. Darcy aus „Stolz und Vorurteil“ und der christliche Schriftsteller C.S. Lewis, der die „Narnia“-Reihe geschrieben hat. Beim Studium der charakteristischen INTJ-Züge sind mir ein paar Lichter aufgegangen, und am deutlichsten habe ich mich in Mr. Darcy wiedererkannt – im Guten wie im Schlechten.

INTJ 1Sein Beispiel zeigt deutlich, wie gefühllos, arrogant und rechthaberisch INTJs wirken können. Der Eindruck von Gefühllosigkeit rührt daher, dass sie sich unter vielen Menschen nicht wohl fühlen, man ihnen ihre Gefühle nicht ansieht und sie diese auch nicht gut zeigen oder aussprechen können. Der Eindruck von Besserwisserei und Arroganz hat vielschichtigere Gründe: zum einen scheinen INTJs tatsächlich eine besondere Fähigkeit zu haben, durch die äußerlichen Fakten hindurchzusehen und mit Hilfe ihrer stark ausgeprägten Intuition hinter die Fassade von Menschen und Geschehnissen zu blicken. Zum anderen hat dieser Typus aber – vielleicht auch aufgrund dieser Erfahrungen – etwas zu oft das Gefühl, er wisse alles und habe immer Recht (ich bekenne mich schuldig). Wenn der INTJ sein eventuell nur vermeintliches Wissen dann noch in gewohnt logisch-kühler Art vermittelt, kommt das nicht immer gut an.

Das hat mir klar gemacht, wie verletzend meine Art zu kommunizieren manchmal wirken kann. Es bestätigt mir aber auch, was ich schon länger weiß: dass ich darauf angewiesen bin, dass Menschen etwas länger und genauer hinsehen und nicht nur den ersten Eindruck gelten lassen. Dann erkennen sie, dass hinter der vermeintlichen Kühle des INTJ Loyalität und Herzlichkeit warten, aber auch die Bereitschaft, anderen das Herz zu öffnen, Verletzlichkeiten offenzulegen und dem anderen ein ehrliches Gegenüber zu sein. Denn Menschen wie ich können nicht anders: sie können entweder nichts oder die Wahrheit sagen. Und je älter ich werde, desto seltener bin ich bereit zu schweigen, wenn eine Situation mich beunruhigt.

Das hat Folgen, die mir nicht immer gefallen. Nicht alle wollen jemanden wie mich in ihrem Umfeld haben, und es schmerzt, wenn jemand entscheidet, sich „das“ – also mich – nicht mehr antun zu wollen. Doch da ich mir zutiefst sicher bin, dass „das“, was sich da herauskristallisiert, die Essenz meiner Persönlichkeit ist und dass diese Essenz mir und denen, die es zulassen, dienen kann, bin ich bereit, diese schmerzlicheren Folgen zu tragen.

Hin und wieder frage ich mich, ob die Beschäftigung mit solchen Theorien überhaupt etwas bringt, weil Theorien ja nie die ganze Wahrheit ausdrücken und ich damit einmal mehr an meinem Inneren herumdoktere. Ich sehe aber auch, dass es mir hilft, andere besser zu verstehen, indem es mich zum Beispiel motiviert, mich anders auszudrücken, damit ich nicht ungewollt jemanden vor den Kopf stoße. Vielleicht hilft mir dieses Wissen sogar, in einer künftigen Krise früher oder besser zu reagieren und damit zu verhindern, dass eine Angelegenheit eskaliert.

Und nicht zuletzt ist das Ganze auch unterhaltsam: ich kann in Foren nachlesen, was für ein Typ Samwise Gamgee aus „Herr der Ringe“ (ISFJ), Scarlett O’Hara aus „Vom Winde verweht“ (ESFJ) oder Hermione Granger aus „Harry Potter“ (ESTJ) ist. Und wenn ich so etwas wie die „Gebete für die Myers-Briggs-Typen“ lese, hat sich das Ganze sowieso gelohnt. Für alle, die sich mit mir durch die trockene Materie gekämpft haben, hier die „Belohnung“ in Gebetsform:

ISTJ: Herr, hilf mir, kleine Details nicht so wichtig zu nehmen, und zwar ab morgen um 11:41.23 vormittags MEZ.

ISTP: Gott, hilf mir, die Gefühle anderer Menschen ernst zu nehmen, auch wenn die meisten von ihnen WIRKLICH hypersensibel sind.

ESTP: Gott, hilf mir, Verantwortung für meine eigenen Taten zu übernehmen, auch wenn das Meiste NICHT mein Fehler war.

ESTJ: Gott, hilf mir, nicht zu versuchen, alles managen zu wollen. Aber falls Du Hilfe brauchst, frag einfach.

ISFJ: Herr, hilf mir, etwas lockerer zu sein, und hilf mir, das GENAU RICHTIG zu machen.

ISFP: Herr, hilf mir, für meine Rechte einzustehen (falls Du nichts dagegen hast, dass ich frage).

ESFP: Gott, hilf mir, die Dinge ernster zu nehmen, vor allem Parties und Feiern.

ESFJ: Gott, gib mir Geduld, und zwar JETZT.

INFJ: Herr, hilf mir, nicht so perfektionistisch zu sein (habe ich das richtig geschrieben?).

INFP: Gott, hilf mir zu beenden, was ich angefa

ENFP: Gott, hilf mir, mich auf eine Sa – sieh mal ein Vogel!- che auf einmal zu konzentrieren.

ENFJ: Gott, hilf mir, einfach meinen Teil zu tun und Dir für den Rest zu vertrauen. Hast Du etwas dagegen, wenn ich diese Abmachung schriftlich festhalte?

INTJ: Herr, lass mich offen sein für die Ideen anderer, so FALSCH sie auch liegen mögen.

INTP: Herr, hilf mir, weniger unabhängig zu sein, aber lass es mich auf meine Weise machen.

ENTP: Herr, hilf mir, am heutigen Tag bewährten Abläufen zu folgen. Wenn ich näher darüber nachdenke – belassen wir es mal bei ein paar Minuten.

ENTJ: Herr, hilf mir, es ruhiger anzugehendundnichtdurchallesdurchzuhetzen.

Na, welches Gebet entspricht Dir? Falls Du mehr wissen willst, kannst Du hier einen Gratistest machen. Danach aber unbedingt im Kommentar hineinschreiben, welcher Typ Du bist, damit ich künftig weiß, mit wem ich es zu tun habe!

Vor zwei Jahren habe ich ein Buch zum Thema „Werte“ gelesen und einen kleinen Selbsttest gemacht. Er sollte zeigen, welche sieben aus etwa 130 Werten für mein Leben existenziell sind. Die sieben wurden dann gegeneinander gewichtet, und heraus kamen meine persönlichen „Top Seven“:

Wahrheit – Integrität – Glaube – Echtheit – Liebe – Lebenssinn – Kreativität

Ich war erst erstaunt, dass Wahrheit an der Spitze steht, aber nachdem ich etwas darüber nachgedacht hatte, konnte ich mich damit sehr gut identifizieren. Tatsächlich ist „Wahrheit“ für mich die Grundvoraussetzung, um mich selbst und die Welt besser zu verstehen.

Damit meine ich nicht in erster Linie die Wahrheit, die sich an Fakten misst. Faktenwahrheit verändert sich ständig anhand der Erkenntnisse, die wir mit unseren Sinnen und den uns zur Verfügung stehenden Techniken ergründen können. Vor einigen hundert Jahren galt es als Tatsache, dass die Erde eine Scheibe und gleichzeitig das Zentrum des Sonnensystems und des Universums ist. Die Wahrheit, die mir wichtig ist, ist das, was neben und hinter den Fakten abläuft und nicht immer offenbar wird.

Meine Leidenschaft für Geschichte passt da gut hinein, weil sie Fakten und darüber hinaus gehende Erkenntnisse verbindet. Je mehr Fakten wir zusammentragen, desto klarer wird das Bild. Je mehr Quellen wir studieren, desto besser verstehen wir, wie die Menschen der Zeit die Ereignisse interpretiert und wahrgenommen haben, was in ihnen vorgegangen ist und wie ihre Lebenswelt ausgesehen hat. Die Wahrheit Stück für Stück freizulegen, ihr immer näherzukommen, fasziniert mich.

Ebenso spüre ich in meinem Leben den Wunsch, der Wahrheit näher zu kommen und zu ergründen, wie bestimmte Ereignisse zustande gekommen sind. Natürlich ist es nicht immer möglich und nicht immer sinnvoll, allem auf den Grund zu gehen, und ab einem bestimmten Zeitpunkt wird es fruchtlos und rückwärtsgerichtet. Trotzdem will ich meine Vergangenheit so weit wie möglich verstehen und aus ihr lernen.

Brunnen BlätterIch entdecke auch an mir selbst immer wieder Neues und erhalte ein klareres Bild. In letzter Zeit ist mir bewusst geworden, wie stark mein Sinn für Strukturen ist. Ich erkenne rasch, wie etwas strukturiert ist, kann Material gut ordnen und mag das Chaos nicht besonders – Überraschung! Ich warte allerdings noch darauf, dass man mit Tests wie „Finde unter 2000 Fünfen innert zehn Sekunden die 2“einen Haufen Geld verdienen kann.

 

 

Meine Leidenschaft und Liebe für die Wahrheit prägt auch mein Schreiben. Mehr als alles wünsche ich mir, „Wahrheit“ zu schreiben, wie es Ingeborg Bachmann in einer Dankesrede aus dem Jahr 1959 ausdrückt.

„Wie der Schriftsteller die anderen zur Wahrheit zu ermutigen versucht durch Darstellung, so ermutigen ihn die andren, wenn sie ihm, durch Lob und Tadel, zu verstehen geben, dass sie die Wahrheit von ihm fordern und in den Stand kommen wollen, wo ihnen die Augen aufgehen. Die Wahrheit nämlich ist dem Menschen zumutbar (…) Wir sagen sehr einfach und richtig, wenn wir in diesen Zustand kommen, den hellen, wehen, in dem der Schmerz fruchtbar wird: Mir sind die Augen aufgegangen. Wir sagen das nicht, weil wir eine Sache oder einen Vorfall äußerlich wahrgenommen haben, sondern weil wir begreifen, was wir doch nicht sehen können. Und das sollte die Kunst zuwege bringen: dass uns, in diesem Sinne, die Augen aufgehen.“

Tief im Innern wollen wir Menschen sehend werden und die Wahrheit kennen – nicht die Wahrheit, die mit Fakten ergründet wird, sondern die, in der wir begreifen, was wir doch nicht sehen können. Dabei ist die Wahrheit nicht immer leicht: Wie Bachmann es ausdrückt, kann sie schmerzen, kann das grelle Licht in unseren Augen brennen. Aber wir brauchen sie.

Ich liebe sie, diese Wahrheit, die schwer zu ergründen ist und doch existiert. Die wir nie vollständig sehen, die aber da ist und sich uns unverhofft zeigt – in einem Buch, einem Bild oder einem Film, jenseits von nachweisbaren, auf Quellen oder Tatsachen beruhenden Erkenntnissen. Dann entfaltet sie sich in unserem Herzen wie die duftenden Blätter einer Blume und füllt uns mit ihrem Wohlgeruch.

Rose Pixabay

 

Und das Fundament meiner Liebe zur Wahrheit – die erste, größte und wertvollste Wahrheit – ist diejenige, die sich mir in Christus offenbart. Sie ist dafür verantwortlich, dass ich mich vor anderen Wahrheiten nicht fürchten muss.

Wales Kreuz PixabayIn Johannes 8,32 sagt Jesus: „Ihr werdet die Wahrheit erkennen, und sie wird Euch frei machen.“ Er meint, dass wir erkennen werden, dass er Gottes Sohn ist und für uns das Martyrium des Kreuzes auf sich genommen hat, um uns mit Gott zu versöhnen und mit seiner Auferstehung den Tod endgültig zu besiegen.

Die unauslöschliche, bedingungslose Liebe Gottes zu uns Menschen, die aus dieser Tat spricht, setzt uns frei. Der Wert, der jedem Menschenleben durch sie verliehen wird, fegt die Ängste vor jeder irdischen Wahrheit hinweg.

Das heißt nicht, dass mir keine Wahrheit etwas anhaben kann. Manche Wahrheiten schmerzen trotzdem. Aber wenn ich meinen Wert aus Gottes Liebe zu mir beziehe, kann angesichts seines JA zu mir und meinem Leben keine noch so hässliche Wahrheit über mich, über meine Liebsten oder über die Welt mich zerstören.

Denn was ich (wert) bin, hängt von keiner irdischen Wahrheit ab.

 

Was sind Deine „Lieblingswerte“? Gehört „Wahrheit“ dazu, oder findest Du die eher staubtrocken und öde? Ich freue mich auf Deinen Kommentar!

galaxy-10996_640In den letzten beiden Wochen habe ich meine Ferien und bei dem Hudelwetter öfters mal ein gutes Buch oder einen Film genossen. Die Ausflüge in die faszinierenden Welten von Frodo, Captain Picard und Harry Potter haben Spaß gemacht und meine Fantasie angeregt.

Bildquelle: Pixabay

Gleichzeitig bin ich mir in letzter Zeit bewusst geworden, dass wir fürs Eintauchen in andere Universen unser eigenes nicht zwingend verlassen müssen. Rund um uns herum können wir Einblicke in Welten erhaschen, die genauso faszinierend sind.

Letztens hat mir mein Vater erzählt, wie sich der Kleiderkauf für ihn und seine Geschwister abspielte, als er ein Teenager war: die ganze Familie machte sich auf ins Bekleidungsgeschäft der Kantonshauptstadt, wo seine Schwester, eine gelernte Schneiderin, die Qualität der Stoffe prüfte, während sein Vater mit Geschick und Hartnäckigkeit dafür sorgte, dass er für den Großeinkauf einen ansehnlichen Rabatt erhielt. Ich kann mich an meine Kleiderkäufe als Teenager gut erinnern – wie alle in unserer Generation war ich sehr auf meine Unabhängigkeit bedacht, und ein familiärer Pilgerzug durch die ansässigen Geschäfte hätte meine persönliche Würde in höchstem Maß gefährdet.

Fremde Welten eröffnen sich auch in der gleichen Generation: ein enger Freund meines Mannes ist als Bauernsohn mit elf Geschwistern im sanktgallischen Rheintal aufgewachsen. Für seine Geburt reiste die Hebamme im schneereichen Januar mit ihrer Vespa an und verhalf dem neuen Familienspross mit entsprechend eisigen Händen ins Dasein. Wie er meinte, kann man ihm nicht verübeln, dass er sich ob dieser Behandlung stimmgewaltig Aufmerksamkeit verschaffte.

Doch selbst im kleinen Universum meiner Jugend haben verschiedene Welten existiert: ich entstamme einer autolosen Familie und habe jeweils am Montag voller Staunen den Berichten meiner Klassenkameraden gelauscht, die von ihren Familienausflügen in die nahe gelegenen Einkaufscenter namens „Carrefour“ und „Shoppyland“ berichteten – solche Konsumtempel waren für uns als Bahnfahrerfamilie völliges Neuland. Und selbst innerhalb einer Familie klaffen Erfahrungen auseinander: ein früherer Bandkollege ist in Ostdeutschland aufgewachsen und erlebte seine Jugendzeit in der DDR; eine Welt, die für seinen jüngeren Bruder bereits nicht mehr greifbar war.

Wenn ich mir diese Beispiele vor Augen halte, erstaunt es mich fast, dass wir uns untereinander verständigen können. Und meine Liebe zum geschriebenen Wort wird noch verstärkt, weil es einer der besten Wege ist, um uns anderen Menschen mitzuteilen: über die Jahrhunderte haben es Klassiker von Goethe, Shakespeare, aber auch neuere Werke wie Herr der Ringe und viele andere geschafft, Landes-, Sprach-, Religions- und Generationsgrenzen zu überwinden und Menschen auf dem ganzen Globus zu begeistern.

Zu diesen Büchern gehört „Wer die Nachtigall stört“ von Harper Lee, das uns in den amerikanischen Süden der 1930er Jahre entführt. Es erzählt die Geschichte von Atticus Finch, ein Anwalt, der einen Schwarzen verteidigt, der fälschlicherweise der Vergewaltigung eine weißen Frau beschuldigt wird. Durch die Augen von Finch’s Tochter Scout tauchen wir in Welten ein, die unterschiedlicher nicht sein könnten – die Welt der angesehenen weißen Bürger, die der Schwarzen, deren Großeltern noch Sklaven waren, und die einer weißen Unterschicht, die am Rande der Gesellschaft lebt und deren Gesetze ignoriert.

Das Buch zeigt deutlich, wie einschneidend Hautfarbe, Religion und sozialer Stand unsere persönliche Welt prägen. Vor allem ruft es in Erinnerung, dass auch die Macht von Worten begrenzt ist und wir einen entscheidenden Schritt machen müssen, wenn wir die Welt unseres Nächsten verstehen wollen. Atticus Finch sagt zu seiner Tochter:

„Du wirst eine andere Person niemals wirklich verstehen, bevor Du die Dinge aus ihrer Sicht betrachtest (…)
bevor Du in ihre Haut schlüpfst und darin herumläufst.“

Manchen Menschen fällt es schwer, sich in andere hineinzufühlen, aber es ist unabdingbar, wenn wir die Grenzen zwischen unseren Welten aufweichen wollen. Und sicher bringt das jeder fertig, der schon mal in einem Buch mit einer Romanfigur mitgelitten hat. Bevor ich mich das nächste Mal in aller Rechtschaffenheit über jemanden aufrege oder herablassend lächelnd über ihn erhebe, will ich versuchen, die Welt aus seinen Augen zu sehen. In was für Umständen lebt er? Wie würde ich mich fühlen, wenn ich so leben würde? Kann ich von ihm erwarten, dass er sich die Gedanken macht, die ich mir gemacht habe?

In den obigen Geschichten spiegelt sich auch eine ganze Menge Farbigkeit und Vielschichtigkeit. Ist es nicht spannend, dass Menschen um uns herum so vieles zu erzählen haben, was uns neu und fremd ist? Dass wir manchmal weder ein Buch aufmachen noch einen Film anschauen müssen, um ganz neue Welten zu entdecken – sondern nur dem Menschen neben uns ein paar Fragen zu stellen brauchen? Ich freue mich an dieser Andersartigkeit und Vielfalt und hoffe, dass wir mehr und mehr das Fremde und den Fremden in unserer Nähe mit diesen Augen sehen können.

Fällt es Dir leicht, in die Haut von anderen zu schlüpfen? Was für faszinierende Welten und Geschichten aus unserem Universum kennst Du aus Deiner Umgebung? Ich freue mich auf Deinen Kommentar!