Ja, das Licht – ein würdiges Thema für das erste Adventstürchen! In dieser Jahreszeit werden wir nicht gerade damit verwöhnt. Je älter ich werde, desto schwerer fällt es mir, morgens in die Gänge zu kommen, und wenn es stockduster ist, steigert sich das noch. Darum feiere ich in diesem Post das Licht, diese physikalisch logische und doch geheimnisvolle Lebenskraft.

Fast alles auf unserem Planeten ist auf die Sonne und ihr Licht angewiesen; das demonstrieren uns die Katastrophenfilme, in denen nach einem Meteoreinschlag die Staubwolken um den Planeten kreisen und die Natur stillsteht. Unsere Lebensgeister erwachen, wenn wir die Sonne auf der Haut spüren, und auch kleine Lichter wie der Kerzenschein, den wir in dieser Vorweihnachtszeit mit dem Adventskranz zelebrieren, hat etwas Geheimnisvolles und Wunderbares.

Die musikalisch schönste Feier des Lichts ist für mich im Moment das Stück aus Haydns „Schöpfung“, das sein grosses Werk über die Genesis eröffnet. Darin heisst es:

Und Finsternis war auf der Fläche der Tiefe.
Und der Geist Gottes schwebte auf der Fläche der Wasser.
Und Gott sprach: „Es werde Licht!“
Und es ward Licht.

Ich singe dieses Oratorium im Moment mit einem Chor und habe mich auf Wikipedia in die Entstehungsgeschichte eingelesen. Haydn, sonst nicht sonderlich fromm, hat die Arbeit an der Schöpfung als eine sehr religiöse Erfahrung erlebt. Seinem Biografen vertraute er an:

„Ich war auch nie so fromm, als während der Zeit,
da ich an der Schöpfung arbeitete;
täglich fiel ich auf meine Knie nieder und bat Gott,
dass er mir Kraft zur glücklichen Ausführung dieses Werkes verleihen möchte.“

Und seine Gebete wurden erhört: Die musikalische Umsetzung ist grandios, und der Beginn, in dem nach dem Chaos das Licht besungen wird, hat einen besonderen Zauber. Erst ist alles ruhig und still; Chor und Orchester sind kaum hörbar. Dann singt der Chor: „Und es ward Licht!“, und auf dem „Licht“ entfaltet sich die ganze Macht und Freude der Schöpfung. Bei der Uraufführung waren Publikum, Orchester und Chor so bewegt, dass nach diesem Akkord ein paar Minuten Stille einkehrte – etwas, das wir uns heute, in unserer dauerbeschallten Welt, kaum vorstellen können.

Ich werde das Licht und den Rest der Schöpfungsgeschichte dieses Wochenende in Bettlach besingen und freue mich schon darauf. Falls jemand in der Nähe wohnt oder sich noch eine kleine musikalische Reise gönnen möchte: Es hat noch Tickets auf der Seite des Leberberger Konzertchors. Und wer sich einfach in die Adventszeit einstimmen möchte, für den folgt hier der Ausschnitt aus dem Werk, den ich beschrieben habe (Gesang ab ca. 50s).

In diesem Sinne zum 1. Dezember und überhaupt: „Es werde Licht!“

Quelle Video: Youtube.
Titelbild: Flyer Konzertchor Leberberg.